Streiks sind so alt wie die Arbeit selbst. Schon im alten Ägypten legten die Handwerker und Bauarbeiter der königlichen Nekropole von Pharao Ramses III. die Arbeit nieder, weil sie seit einigen Monaten nicht bezahlt worden waren. Seitdem sind dreitausend Jahre vergangen, aber die kollektive Arbeitsniederlegung ist bis heute eine der wirksamsten Waffen der Arbeitnehmer geblieben. Dies gilt insbesondere nach dem Beginn der industriellen Revolution, als Massenarbeit in Fabriken und Bergwerken wichtig wurde.
Im Rahmen der Triennale der Photographie Hamburg hat das Museum der Arbeit in Barmbek nun die Ausstellung „Streik! Fotogeschichten aus Arbeitskämpfen“ eröffnet, die sich der jüngeren Geschichte des Streiks widmet. Mithilfe sowohl von Bilder professioneller Fotografen, als auch von den Arbeitern selbst gemachten, soll der Streik als persönliche Erfahrung und seine mediale Verarbeitung und öffentliche Wahrnehmung untersucht werden. Zu diesem Zweck werden sowohl Bilder aus dem Privatleben als auch von den Aktionen der streikenden Arbeiter von 10 verschiedenen großen Streiks der zweiten Hälfte des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts gezeigt.
Nationale und internationale Streiks
Einige von ihnen dürften denjenigen, die ein gutes Gedächtnis haben – oder sich mit der Geschichte Hamburgs gut auskennen – bekannt sein: Ein Teil der Ausstellung ist der „HDW-Besetzung“ gewidmet, also der Besetzung des Geländes der Howaldtswerke im Jahr 1983 – nachdem der Schiffbau nach Asien verlagert wurde und Tausenden von Arbeitern mit Entlassung gedroht wurde.
Chronologischer Ausgangspunkt der gesamten Ausstellung sind jedoch die Schließungen der Kohlebergwerke in den 1960er Jahren. Die darauf folgenden Ereignisse führten zu einer neuen Periode im deutschen Arbeitskampf: Ab etwa 1969 gab es Hunderte von Streiks, die von einzelnen Belegschaften durchgeführt und nicht von einer Gewerkschaft angeführt wurden. Allein im Jahr 1973 gab es in Westdeutschland über 300 spontane Arbeitsniederlegungen.
Aber „Streik! Fotogeschichten von Arbeitskämpfen“ geht jedoch über die nationale Geschichte von Streiks hinaus und versucht, sie im globalen Maßstab zu analysieren. So kommen auch die erbitterten Bergarbeiterstreiks in Großbritannien während der Margaret Thatcher-Ära zur Sprache. Und, in einem jüngeren Fall, die Kämpfe der Diamantenarbeiter in Südafrika (2012).
Im Gegensatz zum Fall von Pharao Ramses III. endeten fast alle der hier gezeigten Streiks erfolglos – was es umso tragischer macht, einen Blick in das Privatleben der kämpfenden Arbeiter zu werfen. Außerdem relativiert es unwillkürlich die Wirksamkeit von Streiks – zumal die Streikaktionen seit den 1990er Jahren generell zurückgegangen sind. Dieses Phänomen wird oft auf geringere Informationskosten und auf die Tatsache zurückgeführt, dass weniger Arbeitnehmer unter einen Tarifvertrag fallen. Nichtsdestotrotz ist der Streik, wie die aktuelle Lage in Nordrhein-Westfalen zeigt, nach wie vor ein nützliches Instrument für die Arbeitnehmer, um ihre Rechte zu verteidigen.
Rahmenprogramm und Zeitplan
Im Rahmen der Ausstellung bietet das Museum der Arbeit am 24. September eine Führung an. Obendrein wird am selben Tag der Film „Pierburg: Ihr Kampf ist unser Kampf“ im Museum projiziert werden. Er dokumentiert die Streiks bei Pierburg und Ford im Jahr 1973, bei denen Arbeiterinnen des Neusser Vergaser-Herstellers erfolgreich gegen diskriminierende Löhne kämpften. Im Anschluss an die Vorführung ist ein Gespräch mit Zeitzeugen der Streiks geplant.
Die Ausstellung kann bis zum 3. Oktober 2022 besucht werden. Die Besuchszeiten gehen täglich von 10 bis 17 Uhr, außer dienstags, da bleibt das Museum geschlossen. Einzelne Besucher zahlen 8,5 €, ermäßigt 5 €.