Zurzeit ist die Reise vom europäischen Festland nach Kopenhagen keine kurze Fahrt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder die lange Strecke durch Schleswig-Holstein und über Jütland oder die Fähre von Puttgarden nach Rodby. Aber schon bald wird die Reise viel einfacher sein.
Denn seit Januar 2021 wird unter dem 18 Kilometer breiten Fehmarnbelt in der Ostsee ein Tunnel gebaut, der die dänischen Inseln mit Deutschland verbinden soll. Sobald die Feste Fehmarnbeltquerung, wie sie offiziell heißt, fertig ist, wird sie der längste Unterwasser-Mehrzwecktunnel der Welt sein. Und abgesehen von diesem kleinen Detail wird sie die Reisezeiten vom europäischen Festland zu jedem Punkt in Dänemark – und ganz Skandinavien – erheblich verkürzen.
Längster Unterwasser-Straßen- und Eisenbahntunnel der Welt
Mit einer Länge von rund 18 Kilometern ist der Fehmarntunnel zwar nicht so beeindruckend wie andere Unterwasserriesen – etwa der 37,9 Kilometer lange Ärmelkanaltunnel -, aber dennoch rekordverdächtig. Er ist der längste Tunnel, der für den Verkehr von sowohl Autos als auch Zügen unter Wasser gebaut wurde, und übertrifft damit den Drogden-Tunnel bei weitem: Dieser Abschnitt der Öresund-Verbindung, die von Dänemark nach Schweden verläuft, ist „nur“ 3.520 Meter lang.
Darüber hinaus wird die Feste Fehmarnbeltquerung aus einer vierspurigen Autobahn und zwei elektrifizierten Bahnstrecken bestehen. An einigen Stellen soll sie einen Gesamtdurchmesser von 217 Metern erreichen und ähnlich wie der Drogden-Tunnel mit zwei Straßenröhren, einer Notröhre und zwei Schienenröhren konzipiert sein. Während Autos mit maximal 100 km/h fahren können, werden die elektrischen Züge bis zu 200 km/h schnell sein. Nach den derzeitigen Plänen werden pro Stunde ein Personenzug und zwei Güterzüge in jede Richtung fahren. Der Tunnel wird auf der gleichen Strecke verlaufen wie die Fähren, zwischen Puttgarden in Fehmarn und Rodby in Lolland.
Wie schon erwähnt, werden sich die Reisezeiten nach Abschluss der Bauarbeiten erheblich verkürzen. Zurzeit dauert die Fahrt mit der Fähre zwischen Lolland und Fehmarn 45 Minuten – bei gutem Wetter. Jedoch werden Autos, die durch den Tunnel fahren, die 18 Kilometer lange Strecke in nur 10 Minuten zurücklegen, Bahnreisende in nur sieben!
Und bei längeren Strecken sieht es sogar noch besser aus: Die Feste Fehmarnbeltquerung wird die Bahnfahrt von Hamburg nach Kopenhagen von vier Stunden und 58 Minuten auf drei Stunden und 15 Minuten verkürzen. Außerdem lassen sich so die Verspätungen und Ausfälle der Fähren aufgrund des schlechten Wetters vermeiden.
Dieser Unterwassertunnel wird in Segmenten gebaut, die an anderer Stelle hergestellt und zur Tunnelbaustelle geschwommen werden. Dort werden sie versenkt und dann miteinander verbunden. Das Bauprojekt hat ein Budget von über 5,5 Milliarden Euro und wird sowohl von den dänischen und deutschen Staaten als auch von der Europäischen Union finanziert. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2029 abgeschlossen sein.